Geschichte

Alt-Bürgermeister OSR Konrad Steiner hat für sein „Türnitzer Heimatbuch“ im Jahre 1997 sämtliche Daten aus der Gemeinde Türnitz zusammengetragen. Die Eintragungen das Schloss Freiland betreffend sind wie geschaffen für die Darstellung der Geschichte des Schlosses Freiland.

Das Schloss Freiland wurde von der Fabrikantenfamile FRUHWIRTH auf dem Grund des „Freilandhofes“ im Jahre 1852 errichtet. Der Freilandhof wird 1321 als Hof des „Frylanters“ urkundlich erwähnt.

Der Freilandhof war von Johann Fruhwirth 1820 erworben worden. In dessen Nähe etablierte sich ein großes Eisenwerk, das in seiner Blütezeit (1840 – 1870) 500-600 Arbeiter beschäftigte und Gewehre, Bajonette und Säbel erzeugte. Durch die Einführung der „Werndl-Gewehre aus Steyr“ im österreichischen Heer wurde der Betrieb wesentlich verkleinert und schließlich auf Holzindustrie umgestellt.

1931 ging der gesamte Besitz auf den regierenden Fürsten Franz I. von Lichtenstein über, der 1942 auch das Schloss Freiland erworben hat.
Während des letzten Weltkrieges wurde im Schloss eine Schule für verwundete SS-Angehörige eingerichtet und schließlich diente es als Quartier für den Lilienfelder Volkssturm. Durch Plünderungen in den letzten Kriegstagen und eine einjährige Besatzung hat es beträchtlichen Schaden erlitten.

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Ein „Friedenswerk“ entsteht:

In großzügiger Weise hat Fürst Lichtenstein 1948 das Schloss Freiland dem Kriegsopferverband zum Zwecke der Errichtung eines Erholungsheimes für Kinder von Kriegsopfern angeboten. Die Unterzeichnung des Vertrages erfolgte am 6. Jänner zwischen dem Präsidenten des KOV für Wien, Niederösterreich und Burgenland Dir. Franz Schulz, Wien I., Wallnerstraße und dem bevollmächtigten Vertreter des Fürsten Lichtenstein, Forstmeister Dipl.Ing. Brunnbauer. Der Vertrag wurde für eine vorläufige Dauer von 25 Jahren geschlossen.
Nach einer sorgfältigen Renovierung des Schlosses durch den KOV, das nun 250 Kindern Platz bieten konnte, zogen die ersten Kinder am 2. April 1948 ein.

Die offizielle Eröffnung erfolgte am 19. September. Eine große Anzahl von Persönlichkeiten aus den drei Bundesländern Wien, Niederösterreich und dem Burgenland waren erschienen: Sozialminister Meisl, Bgm. Dr. Körner, Stadtrat Dr. Exel, Vbgm Honay, LH Dr. Karall, LR Schneidmadl, Ldt.Abg. Johann Tesa, Graf Strachwitz, Prälat P. M. Matschik (Lilienfeld), LR Wagner, BH-Expositur Leiter F. Starka, Bgm. Schneeweis und Vbgm. Geißebner von Türnitz, Pfarrer P. A. Hintschik, Landes Obmann des KOV Stmk. Hans Schick und Obmann Franz Schulz, der die Festrede hielt. Den musikalischen Teil besorgte ein Bläserquartett der Wiener Symphomoniker.
Die Kinder, die für vier Wochen hier eingezogen waren, sorgten mit Liedern und Tänzen für Unterhaltung der Gäste und brachten so ihren Dank zum Ausdruck.

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1952:
In diesem Jahr ging das Heim in den Besitz des KOV über und es wurde weiter ausgebaut, da der Bedarf für erholungsbedürftige Kinder anstieg, eine neue Wasserleitung errichtet und zusätzliche Speiseräume geschaffen. Die sanitären Anlagen wurden modernisiert und zwei heizbare Schwimmbecken installiert, dazu Spielplätze und ein Planschbecken geschaffen.
Die Bettenanzahl stieg auf 400!

1956:
Mit einer schlichten Feier wurde das Heim am 26. Mai auch für Erwachsene geöffnet.
Im Zuge des Ungarnaufstandes diente das Heim zur Unterbringung von Ungarnflüchtlingen. Vom 27.11.1956 bis 2.2.1957 fanden 300 ungarische Flüchtlinge Aufnahme.

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1957:
Im Sommer war das Haus mit 400 Kindern voll belegt, darunter auch 35 Kinder aus Griechenland.

1958:
Am 2. November wurde die erste „Lampe der Brüderlichkeit“ in der Kapelle des Heimes entzündet und aufgestellt.
Die Vereinigung „Lampada della Fraternita“ wurde 1950 in Italien von Hinterbliebenen italienischer Kriegsgefallener gegründet und ist seither zu einer weltweiten Organisation angewachsen, die Landesverbände in 25 Staaten umfaßt. Viele prominente Gäste aus dem In- und Ausland haben sich dazu im Schloss Freiland eingefunden.
Ein Ehrenzug des österreichischen Bundesheeres mit der Militärmusikkapelle war auch erschienen. Bischofkoadjutor Dr. Franz Zack nahm die feierliche Weihe der neu erbauten Kapelle vor und entzündete das Licht in der Laterne. Die Festrede hielt der Obmann des KOV H. Karrer.

Der KOV hat bisher an Erwerbs- und Adaptierungskosten 6,4 Mio Schilling ausgegeben. In den 10 Jahren des Betriebes haben 17.991 Kinder für jeweils 3 bis 4 Wochen Aufnahme gefunden, dafür mussten 7.986.000,– Schilling aufgewendet werden.

Am 8. August fand eine Abschlußfeier für 72 Kinder aus 19 Nationen statt, nachdem ihr Ferienaufenthalt zu Ende gegangen war. Zu dieser Feier war u.a. auch ein Vertreter des Weltkämpferverbandes im Fernen Osten erschienen.

1959: Ein Installateur aus Mödling, Alexander Novosad, spendete eine Glocke für die Kapelle.

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1968:
Neubau des KOV Heimes. Nach den Plänen des Architekten Leo Kammel (Wien) wurde das neue Erholungsheim in den Jahren 1967/68 errichtet.
Am 7. Oktober erfolgte die feierliche Schlüsselübergabe durch den Staatssekretär im Minsisterium für Soziale Verwaltung BR Hans Bürkle. Die Segnung des Hauses nahm Bischof Franz Zack vor. Der Präsident des KOV, BR a.d. Friedrich Karrer gab bekannt, dass seit 1948 rund 127.000 Kriegsopfer Gäste in den Heimen des KOV waren. In den 20 Jahren wurden rund 101,8 Mio Schilling aufgewendet.
Der Neubau des Heimes kostete rund 11 Mio. Schilling und bietet nun Platz für 72 Gäste.

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1970:
Anlässlich des 70. Geburtstages von Bundesrat Friedrich Karrer im Jahre 1970 wurde das Heim in „Friedrich Karrerhaus, Erholungsstätte für Kriegsopfer und Behinderte“ umbenannt. Zu der Feier war auch Dr. Rudolf Kichschläger erschienen.

1974:
Am 1.2. wurde im Schloss Freiland eine Aussenstelle der Schulabteilung des Landesgendarmeriekommandos eröffent. Etwa 60 Probegendarmen wurden jeweils in 2 Grundkursen ausgebildet. Die Schule wurde 1987 wieder geschlossen.

Im alten Gebäude des „Freilandhofes“ war vom 5.2.1920 bis zum 1.9.1971 der Gendarmerieposten von Freiland untergebracht, das Postamt bis ins Jahr 1976.

Konrad Steiner, 13. 5. 1997
Aufzeichnungen zum „Türnitzer Heimatbuch“

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